
Jules Vernes Reise zum Mittelpunkt der Erde (1837) war zur damaligen Zeit sicherlich eine reine Fantasterei und doch bohren wir heute kilometertief in die Nähe des Erdkerns, fliegen mit Maschinen über den Wolken und kommunizieren über zig tausende Kilometer in Echtzeit mit Geschäftspartnern. Hätte sich Jules Verne das damals träumen lassen? Ich denke nicht, aber ich mache mir gerade einmal wieder Gedanken darüber, was für ein unfassbares Potenzial noch in der IT schlummert.
Warum mich das gerade jetzt beschäftigt? Beim „Aufräumen“ meines digitalen Archivs bin ich auf die Dinner Speech von Professor Dr. Peter Glotz zum CeBIT Pressetag 2004 gestoßen und war fasziniert, welches Bild der IT er – vor gerade einmal neun Jahren – zeichnete und wie sehr die heutige Realität von den damals getätigten Aussagen entfernt ist.
In besagter Rede hatte Glotz sowohl eigene Zukunftsprognosen aufgestellt, als auch vermeintliche Visionen von Zeitgenossen, u.a. die des MIT-Wissenschaftlers William J. Mitchell, als nicht umsetzbar oder aber „unwahrscheinlich“ abgetan. Gut, ich gestehe zu, dass neun Jahre in Anbetracht der Technologiesprünge in der IT eine lange Zeit sind, aber so manche Aussage, die im Rahmen dieser Rede herangezogen bzw. selbst gemacht wurde, sind aus heutiger Sicht nicht mit dem Ist-Zustand vereinbar!
Zum Beispiel, dass „die Nutzung individualisierter elektronischer Zeitungen (Daily me) sich auf wenige Freaks in den oberen Etagen der Informationskonzerne beschränken“ werde. Dass es „schlechte Utopie“ sei, dass der „Unterhaltungskonsum vollständig über Video on Demand, also individualisiert abliefe“. Genauso schien damals die Frage „ob Fernseher und Personalcomputer ,zusammenwachsen’“, völlig offen. Der Unterricht nähere sich zwar der IT an und es gäbe in jedem Klassenzimmer einen PC, aber „dass wir keine Schulen und keine Universitäten, d. h. kaum noch materielle Gebäude bräuchten, in die junge Leute gehen, um sich unterrichten zu lassen, ist dummes Zeug.“
Geht nicht, gibt’s nicht
Diese Sichtweisen der beiden Wissenschaftler bestärken mich in meiner persönlichen Meinung umso mehr, als dass wir uns alle in Bezug auf die IT – und hier nehme ich Wissenschaft und Forschung nicht heraus – keine gedanklichen Barrieren gestatten dürfen und konsequent nach dem Motto „Geht nicht, gibt’s nicht!“ denken sollten. Eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche: die Welt dreht sich zwar durch die IT nicht schneller, aber dafür smarter. Manchmal vollzieht sich IT-Evolution still und leise. Meistens aber mit medialem Getöse! Hypes halten die Aufmerksamkeit aufrecht und uns neugierige IT-Anwender „unter Strom“.
Mehr Fantasie – auch im Geschäftsalltag
Ich denke also, dass es nicht schaden kann, wenn wir etwas mehr „vor uns hin fantasieren“.
Was spricht denn dagegen, einfach mal „Below the Line“, zum Beispiel einen aus jetziger Sicht vielleicht unmöglich erscheinenden Gedanken mutig anzugehen oder diesen als Diskussionsgrundlage einfließen zu lassen? Eigentlich nichts – oder?
Der daraus resultierende Aha-Effekt ist mein Steigbügel, um gedankliche Barrieren zu überwinden. Aber Vorsicht, den gibt es nicht im App-Store, sondern nur im eigenen „Brain-Shop“!
Sichtweisen von Andreas R. Fischer
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